Professor Federleicht

HermannHolzhauser

Wer unfrei ist kann erst ermessen
was er in Freiheit hat besessen.

So sann schon Vater Dädalus
mit seinem Sohne Ikarus,
wie aus des Labyrinthes Wänden
auf Kreta sie entkommen könnten.

Man müßt sich in die Luft erheben,
durch Fliegen dann gen Himmel streben,
wie es vom Fels herab die Raben. -
Doch vorher muß man Flügel haben!

Die Vogelmauser kam gelegen
und brachte reichen Federsegen.
So war das Flügel-Federkleid
alsbald für eine Flucht bereit.

Die Sage sagt, - so kann man lesen, -
die Flucht sei ein Erfolg gewesen.
Doch bracht des Fliegens geile Wonne
den Jüngling viel zu nah zur Sonne.
Das Wachs zerschmolz!, - man kann vermuten:
er klatschte in des Meeres Fluten!!!

Jahrtausende vergangen sind.
Zur Welt kam jetzt ein Wunderkind,
das spielerisch aufs Neu ersann,
was man aus Federn machen kann.

Da kann man doch wohl hier in Schwaben
IKARUS-Gedanken haben.
Von wegen Reinkarnation, -
geben soll es sowas schon!!

Als Jüngling lernt er Segelfliegen
und konnte viel Erfahrung kriegen
von Thermik, Auftrieb, Widerstand,
Vortrieb ohne Kraftaufwand,
Blattverstellung, Flügelschwenken,
ständig um die Kurve lenken,
Rolle, Turn und Messerflug,
sein Wissensdurst kriegt nie genug.
Hat er dann noch, - mit Kopf nach unten, -
beim Looping Schwerkraft überwunden,
dann gehtīs ihm wie dem Ikarus
bei seinem "geilen Fluggenuß".

Nach dem erfüllten Fliegerleben
muß es doch noch was andres geben,
was Grips und Geist bewegen kann.
Die Kunst hatīs ihm jetzt angetan!

Und mit geübtem Künstlerblick
zur Vogelfeder fand zurück
der Hermann, unser Flugtalent.
Professionell - wie man ihn kennt!

So sieht denn auch sein Werkplatz aus,
im Atelier, im Gartenhaus.
Geordnet 1000 Federschwingen,
mit vielen andren leichten Dingen,
wie Grashalm,UHU-Alleskleber,
feingewirktes Garn vom Weber,
Alu-Draht und Gummistränge,
zugeschnitten jede Länge,
Winkel, Dreieck, Lineale
und zum Lochen eine Ahle,
Lupe, Pinsel und Pinzette,
für den Kleber die Pipette.
Alles liegt ganz akkurat
um das Baubrett schnell parat.

Nun zieht er seine Stirn in Falten,
denkt kräftig nach, um zu gestalten
īne neue Flugzeugvariante,
die bisher wohl kein Mensch je kannte.

Vollendet ist das Werk erst dann,
wenn es auch richtig fliegen kann!
Wo ist des Schwerpunkts richtīge Lage?
Der Einstellwinkel und die Waage?
Propellerzug und Sturz nach unten?
Wie wird der Drehspin überwunden?

Noch viele Fragen stehen offen,
doch bei dem Profi kann man hoffen,
daß bald in stets bekannter Weise
die Federn ziehen ihre Kreise.

Extrem gedacht: wie groß, wie klein
könnt wohl ein Federflieger sein?
Mit klein - faßt fehlen hier die Worte -
steht er im Guinnessbuch "Rekorde"!
Für dieses winzig Fliegerlein
führt er die "Schnapsglasklasse" ein,
weil nur mit Schnapsglas kann gelingen,
den Winzling in die Luft zu bringen.

In "groß" gedacht, - bei einem Meter
hielt immer noch die Vogelfeder.
Die Flügel müssen jetzt beim Kreisen
elastisch - Festigkeit beweisen!

Papageier, Entenflieger,
sind bei Flugshows große Sieger.
Weitīre Heiterkeitenwecker:
Taubenhahn und Siebendecker.
Damit lang noch nicht genug,
folgt jetzt noch der F-Schleppzug,
mit Entkopplung in der Luft,
wenn der große Meister ruft.
Fast glaubt man jetzt an Zauberei,
wenn noch ein Looping ist dabei.
Geht auch die Landung glücklich aus,
nicht enden will dann der Applaus.

Der Massenstart - ein Hochgenuß,
doch ist damit noch lang nicht Schluß!
Noch viele Flugobjekte warten
zum Rückwärtsfliegen, Senkrechtstarten.

Ist dann die Flugshow schon zu Ende,
begeistert klatschen viele Hände.
Der Meister hat sein Ziel erreicht!
Ein Hoch Professor FEDERLEICHT!

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Meinem Freund Hermann Holzhauser gewidmet
..........................................................................04.07.1998 Willibald Plaha

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